Nachgeblättert:
Tod vom Koptenpapst totgeschwiegen
jedoch guter Artikel in der TAZ
Was oben wie eine Tautologie klingt, ist grausame Realität des deutschen Blätterwaldes. Der Tod des Koptenpapstes Shenuda III, ist für die meisten deutschen Tageszeitungen kein Thema. Selbst die Online-Versionen verstecken die Meldung auf Seite drei, weit hinter Gauck, der Hinrichtung in Weisrussland und dem Ableben von NS-Mörder Demjanjuk.
Dafür haben zwei Meldungen aus dem Bereich „Deutsche Kirchen“ den Einzug in die Montagsausgaben geschafft: Der Trierer Bischof Ackermann, Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche beschäftigt pädophile Pfarrer. Exbischöfin Käsmann predigt in der Kirche von Hannover.
Der gut versteckte lapidare Artikel der Dpa, über den Tod des Koptenpapstes enthält zudem noch den unsäglichen, erstmals von ARD-Korrespondentin Linda Staude kreierten Satz:
„Die Kopten fühlen sich von der muslimischen Bevölkerungsmehrheit unterdrückt und diskriminiert“ Dass Entführungen, brennende Kirchen ermordete Priester nichts mit Gefühl zu tun haben, sondern nackte Realität sind, zeigt, wie selbst die normale Satzwahrheit im Zeitalter der Postdemokratie einem lobbyistischen Hurenjournalismus geopfert worden ist.
Als ehemaliger Nachrichtenredakteur, bin ich über solche Medienmissgeburten einerseits entsetzt, anderseits frage ich mich natürlich auch wie sie zu Stande kommen. Dass Shenuda – ob tot oder lebendig- kein Freund der Deutschen Presse ist, steht einwandfrei fest. Die Frage ist nur: Warum?
Die Antwort findet man in einem gut recherchierten Artikel des evangelischen Pressedienstes mit der Überschrift „Der politische Papst der Kopten“, aber auch einen Artikel in der TAZ kann ich jedem ans Herz legen: Fazit beider Presseberichte: Papst Shenuda ist nicht nur kirchliches sondern auch politisches Oberhaupt der Kopten und hat sich in dieser Funktion mehrmals in seinem Leben buchstäblich zwischen die Stühle gesetzt. Unter Sadat lehnte er den Friedensprozess Ägyptens mit Israel ab und kritisierte gleichzeitig dessen schleichende Islamisierung, (Einführung von Sharia-Unrecht) In der Zeit der „arabischen Revolution“, die hauptsächlich von der Muslimbruderschaft getragen wurde, sah er in Mubarak das kleinere Übel. Sowohl seine Israel feindliche Gesinnung, als auch seine ablehnende Haltung während der Unruhen in Kairo haben ihm die blinden schizoiden Eliten der Deutschen Mainstreampresse nie verziehen. Umso mehr sollte man die wenigen objektiven Berichte über den Mann, allen voran den in der TAZ, zu würdigen wissen. Um eine Frage werden die Kopten freilich nicht herum kommen: Ist eine „Theokratie“ im 21. Jahrhundert noch die richtige Lösung, um ein Volk in die Moderne zu führen, erst recht, wenn es diskriminiert und unterdrückt wird???
Klaus Lelek
TAZ-Artikel: http://www.taz.de/papst-shenuda-III-ist-tod/!89833/