Mordanschlag mit Rattengift?
In der Türkei sind angeblich neue Hinweise auf einen Mordanschlag auf den früheren Präsidenten Turgut Özal aufgetaucht. Özals Sohn Ahmet sagte dem türkischen Nachrichtensender NTV, die Behörden hätten angedeutet, dass sein Vater 1993 möglicherweise einem Giftanschlag zum Opfer gefallen sei.
Özals Leiche waren vor einem Monat exhumiert worden und werden seitdem gerichtsmedizinisch untersucht. Die Zeitung „Bugün” berichtete, die Experten hätten Spuren des Gifts Strychnin gefunden. Das zuständige Institut dementierte dies aber.
Özal war im Jahr 1993 im Alter von 65 Jahren gestorben, offiziell an Herzversagen. Der Ex-Präsident hatte ein schwaches Herz und musste sich schon in den 1980er-Jahren einer dreifachen Bypass-Operation unterziehen. Dennoch gab es schon bald nach seinem Tod Spekulationen über einen Mord. Auch Özals Witwe Selma, Mutter dreier Kinder, glaubte fest an ein Komplott gegen ihren Mann.
Als mögliche Mörder wurden Hardliner im Staatsapparat genannt, die angeblich Bemühungen Özals um eine friedliche Beilegung des Kurdenkonflikts sabotieren wollten. Özal provozierte die mächtigen Militärs.
Merkwürdige Umstände am Todestag, dem 17. April 1993, sorgen seither für Spekulationen: Özals Leibarzt war nicht im Präsidentenpalast. Für Erste Hilfe reichte die Ausstattung nicht aus – ausgerechnet im Präsidentenpalast. Und es hieß, der Notarztwagen sei wegen „mechanischer Mängel“ erstmal nicht einsatzbereit gewesen.
Bekannt ist, dass Özal viele Feinde hatte. 1988 überlebte er ein Attentat leicht verletzt.
Sonderermittler des Präsidialamts, die vom derzeitigen Präsidenten Abdullah Gül auf den Fall angesetzt worden waren, legten im Juni einen Bericht vor. Darin wurde Özals Tod als „verdächtig” eingestuft. Daraufhin schaltete sich die Staatsanwaltschaft in Ankara ein, die Anfang Oktober die Exhumierung anordnete.
„Bugün” schrieb unter Berufung auf den Bericht der Gerichtsmedizin, die Attentäter hätten das Strychnin, das unter anderem als Rattengift verwendet wird, in das Essen oder in ein Getränk von Özal gegeben.
Der Chef der Istanbuler Gerichtsmedizin, Haluk Ince, erklärte aber, es gebe noch keinen Abschlussbericht seines Instituts, lediglich einige Einzelerkenntnisse. Hinweise auf Strychnin seien nicht gefunden worden.