Vatikanstadt, 19.04.2013 (KAP) Der in Damaskus residierende melkitische Patriarch Gregorios III. Laham, der am Donnerstag im Vatikan von Papst Franziskus in Audienz empfangen wurde, setzt im Blick auf ein Ende des syrischen Bürgerkriegs jetzt Hoffnungen in den für Juni anberaumten Gipfel zwischen US-Präsident Barack Obama und Russlands Präsident Wladimir Putin. Er habe Franzikus über das furchtbare Leiden im Land berichtet, so Patriarch Laham am Freitag gegenüber Radio Vatikan. Beim Gipfel im Juni müsse es darum gehen, wie der Konflikt beendet werden könne und nicht darum „ob die syrische Opposition Waffen erhalten soll oder nicht“. Sonst komme es zu „noch mehr Opfern, Elend, Leiden und Kämpfen im gesamten Nahen Osten“.
Am Montag hatte Laham einen dramatischen Appell für Frieden in Syrien veröffentlicht. Das ganze Land sei ein „einziges Schlachtfeld“ geworden, unterstrich der Patriarch in einer Erklärung, die er der britischen Sektion von „Kirche in Not“ übermittelte.
Seit dem Beginn des Konflikts vor zwei Jahren hätten rund 400.000 syrische Christen das Land verlassen oder sie müssten sich als Inlandsflüchtlinge durchbringen. Mehr als 1.000 Christen seien getötet worden, ganze Dörfer hätten keinen einzigen christlichen Bewohner mehr. Ursache der Probleme Syriens seien „Chaos und Unsicherheit, aber auch das Einströmen fundamentalistischer Islamisten“.
Gregorios III. ist überzeugt, dass trotz allem Frieden im Land möglich sei. Die europäischen, amerikanischen und arabischen Politiker, aber auch die Spitzenvertreter der internationalen Organisationen und die Friedensnobelpreisträger müssten sich entschlossen dafür einsetzen. Er sei sicher, dass die Syrer – trotz allen Leids – nach wie vor zum Dialog fähig sind, betonte der Patriarch in seinem Appell: Das gelte für alle Syrer, „Regierungsvertreter, Funktionäre politischer Parteien, sunnitische und schiitische Muslime, Alawiten, Christen und Drusen“.
Das Leid in Syrien überschreite alle Grenzen, so Gregorios III. Es gebe keinen sicheren Platz im Land mehr. Demokratie, Menschenrechte, Freiheit, Säkularität seien aus dem Blick verloren worden, niemand kümmere sich darum. Die Krise habe tausende Todesopfer gefordert, Soldaten, Rebellen, Zivilisten, Männer, Frauen, Kinder, christliche Priester und islamische Imame und Scheichs.
Christen besonders bedroht
Syriens Christen seien besonders bedroht durch die von islamischen Extremisten angezettelten Aufstände, unterstrich der Patriarch. Bewaffnete Gruppen würden bevorzugt christliche Gotteshäuser als „Schutzschild“ missbrauchen. Viele Christen seien gezwungen worden, ihre Heimstätten zu verlassen. Sie hätten in den meisten Fällen „fast nichts“ von ihrer Habe retten können. Ihre Häuser und Besitzungen seien geplündert und zerstört worden. Der Schaden gehe in Millionenhöhe.
Ähnlich wie Gregorios III. haben sich in den letzten Tagen auch andere syrische Bischöfe geäußert. So sagte der syrisch-orthodoxe Metropolit von Aleppo, Mar Gregorios Youhanna Ibrahim, er befürchte, dass ein Drittel der syrischen Christen entweder ins Ausland oder in manche noch als sicher geltende Gebiete im Inland geflüchtet sei.
Der maronitische Erzbischof von Damaskus, Samir Nassar, betonte, dass sich die Christen in Syrien „zwischen zwei bitteren Kelchen entscheiden müssen: zu sterben oder zu flüchten“. Das Leben aller Menschen im Land sei durch Bombenexplosionen, Autobomben, Heckenschützen und den Mangel an medizinischer Versorgung infolge der Schließung vieler Krankenhäuser bedroht. Die Menschen fühlten sich von aller Welt im Stich gelassen.