ARAMEAN YOUTH UNION – Junge Aramäische Union

We are the future!

Rede anlässlich der Mahnwache am 24. 3. 2012 in Mainz – Warum schweigt ihr (immer noch)?

Hallo meine lieben Freunde und Unterstützer der Mahnwache  „Warum schweigt ihr“

Zunächst einmal ein herzliches Dankeschön für euer Kommen und dass ihr bereit seit für bedrängte Menschen einzutreten. Ein großes Dankeschön geht an den Veranstalter, die ev. Kirchengemeinde …., allen voran Pfarrer Friedrich Gerber, der diese Mahnwache im Herzen von Mainz ermöglicht hat.
Meine lieben Freunde und Mitstreiter…,

Mainz ist die Geburtsstadt der Buchdruckerkunst. Keine zweihundert Meter von hier entfernt befindet sich das Gutenbergmuseum. Dem lieben Gutenberg haben wir es zu verdanken, dass Nachrichten in gedruckter und vervielfältigter Form sich schnell verbreiten, und vor allem, dass Bücher und Informationen allen Menschen zugänglich gemacht werden. Gutenberg ist damit last not least auch Erfinder der Presse und anderer Medien. Die Pressefreiheit hat er leider nicht erfunden, sonst würde er sich sicherlich im Grabe umdrehen:

Leider müssen wir immer  wieder feststellen, dass das Thema Christenverfolgung nach wie vor für viele Zeitungen ein Tabu darstellt. Umgekehrt gibt es genügend Journalisten hierzulande die den immer radikaler werdenden Islamismus als „arabische Frühling“ feiern und sich den neuen Machthabern auf unerträgliche Weise anbiedern. Wie etwa Julia Gerlach von der Frankfurter Rundschau in ihrem Leitartikel zu den Wahlen in Ägypten. Überschrift: „Mehr Islam wagen“. Die unerträgliche Schleichwerbung für die Muslimbruderschaft, in der 10 Millionen Kopten in einem lapidaren Nebensatz erwähnt werden,  gipfelt in der Aussage:

 „Es muss aber nicht so schlimm werden, wie viele befürchten“.

Angesichts der Tatsache, dass zur selben Zeit, von den Medien sorgsam verschwiegen, ein koptischer Schüler von muslimischen Schülern vor den Augen des Lehrers tot geprügelt wurde, kann man den Kommentar von Julia Gerlach nur noch als „Sympathie mit dem Aggressor bezeichnen“. Abgesehen davon, dass sich die Situation der Kopten seit dem Sturz Mubaraks bereits jetzt dramatisch verschlechtert hat.

In Syrien bomben sich radikale Islamisten an die Macht. Unsre Presse jubelt, und verteufelt einseitig ein Regime, in dem über 50 Jahre lang sieben Volks- und Religionsgruppen, christliche Aramäer und Armenier, Aleviten, Drusen, Suniten, Shiiten und sogar jüdische Gemeinden friedlich nebeneinander existieren konnten. Am Freitag entkam der syrisch-orthodoxe  Bischof von Allepo – eine der ältesten christlichen Gemeinden der Welt-  knapp einem Mordanschlag. Was wird wohl darüber in der Zeitung stehen. NICHTS! Was wird sein, wenn die von Arabien gesteuerten Salafisten siegen. Eine islamische Monokultur entsteht, ähnlich einer Wüste, öde und kulturfeindlich. Ist das wirklich erstrebenswert? Ein ägyptischer antiker Philosoph hat mal gesagt: Die größte Untugend ist die Unwissenheit. Diesen Satz müsste man erweitern: Eine noch größere Untugend ist es trotz Warnungen, schlechte Erfahrungen politische Fehler immer wieder zu wiederholen.

Vor genau einem Jahr haben sich Exilchristen Kopten und Aramäer und deutsche Unterstützer in Frankfurt zu einer großen Demonstration gegen Christenverfolgung  getroffen. Auslöser waren die schrecklichen Attentate auf die koptische Kirche in Alexandria und die nachfolgenden Pogromartigen Verfolgungen, bei der insgesamt fast 100 Menschen ums Leben kamen. Bereits damals hat die Presse auf den Terror gegen unschuldige Menschen  nur sehr zögerlich reagiert. Einige Politiker von SPD und Grünen, unter anderem Siegmar Gabriel und Frau Roth weigerten sich sogar im Bundestag einen besonderen Schutz für christliche Minderheiten im nahen Osten einzufordern. Mit der zynischen Begründung, weil dadurch andere Religionsgruppen benachteiligt würden.

Heute nach genau einem Jahr müssen wir ernüchtert feststellen: An der Berichterstattung der Medien in Punkto „Bedrängte Kirchen im nahen Osten“ hat sich kaum etwas geändert.

Das Schweigen hat sogar zugenommen. Bei einigen akademischen, meist atheistischen  Eliten, spürt man zwischen den Zeilen sogar so etwas wie „klammheimliche Freunde“.  Überfälle auf Kirchen, Klöster und Schulen in Ägypten, Ermordung von Lehrern und Priestern, Überfälle auf christliche Familien im Irak, zuzüglich des tagtäglichen Terrors durch Entführungen und Vergewaltigung und Zwangsverheiratungen  schaffen es nicht einmal auf die  letzten Seiten des Politik- Innenteils.

Selbst herausragende Ereignisse, wie der Tod des Koptenpapstes Shenuda III am vergangenen Wochenende, ist von vielen Verlagshäusern nur ganz Verhalten wahrgenommen worden. Sogar in den Onlineausgaben musste man lange suchen, um dann endlich auf eine kleine lapidare dpa-Meldung zu stoßen.

In dieser Meldung wurde mit einem Nebensatz auch auf die politische Situation der Kopten in Ägypten eingegangen. Da heißt es:

„Die Kopten fühlen sich von der muslimischen Bevölkerungsmehrheit unterdrückt und diskriminiert.“  

Dass Entführungen, brennende Kirchen, ermordete Priester und Lehrer, Überfälle auf friedliche Gottesdienste,  Massenmorde bei Demonstrationen nichts mit Gefühl zu tun haben, sondern objektive Tatsachen sind, zeigt, dass selbst eine normale Satzwahrheit inzwischen einer Lobby von Zynikern und Schreibtischtätern geopfert worden ist.

Der Satz müsste richtig lauten:

Ägypten ist ein rassistischer, chauvinistischer Apartheid-Staat, in dem die Ureinwohner Ägyptens, 10 Millionen Kopten, zu Menschen zweiter Klasse degradiert sind. Sie haben keine Rechte.  Keine sozialen Aufstiegschancen, nicht einmal das garantierte Grundrecht störungsfrei ihre Gottesdienste abzuhalten! Koptische Frauen sind Freiwild marodierender Machos, die sich für von Gott auserwählte halten, aber in Wirklichkeit nichts anderes sind als blutrünstige Vergewaltiger, Straßenräuber und Mörder…!!!!     

Dass einzige Recht dass die Christen in Ägypten haben: Langsam aber sicher erwürgt zu werden und die Klappe zu halten. Während eine dekadente Elite in Europa dazu schweigt und sich klammheimlich die Hände reibt!

Die christlichen Kopten und deren Leid stört das Bild der arabischen Revolution. Sie stört vor allem eine Lobbygruppe in diesem Land: Die Tourismusindustrie mit ihre langen Rattenschwanz an Reiseliteratur, Archäologischen Wanderführern, esoterischem Hokuspokus,  Billigfluglinien, Tauchzubehör usw … Darum lautet unser zweiter Slogan:

Kein Urlaubsort wo Christenmord!

Doch bleiben wir beim jüngsten Ereignis: Tod des koptischen Papstes am vergangenen Wochenende. Eine Zeitung im Rhein Main Gebiet – Die Frankfurter neue Presse – hat es tatsächlich fertig gebracht, das Ableben von Shenuda III vollständig in seiner Montagsausgabe totzuschweigen. Den Tod eines Mannes, der die größte orientalische Kirche vertritt, die mehr Mitgliedern hat als Belgien Einwohner! Und der vor allem eine Art Symbolfigur der koptischen Widerstandes gegen die islamischen Unterdrücker war.

Einen Tag später berichtete die gleiche Zeitung über den Tod von König Siaosi Tupou V. Herrscher über das Südseeinselreich Tonga mit 115 000 Untertanen. Halb soviel Einwohner wie die Stadt Mainz.  Meine Herren: das ist eine journalistische Glanzleistung!

Sind das Zufälle, Nachlässigkeit, Schlampigkeit? Vorübergehende Fehlleistungen, ein überarbeiteter Redakteur, der am Sonntag verkatert Dienst schob? Nein. Hinter diesem Totschweigen steckt leider System. Ein System, das an die unrühmliche Rolle des Presse im 3. Reich erinnert oder an die gleichgeschalteten Zeitungen in der DDR. Mit objektivem fairen Journalismus hat das nichts mehr zu tun. Das ist eiskalter intellektueller Zynismus, gepaart mit schizoider Verdrängung. Dahinter steckt ein kollektives Stockholmsyndrom, angereichert mit primitivem Christenhass, der genau die trifft, die mit der unrühmlichen Vergangenheit, sprich Inquisition und Völkermord, der westlichen Kirchen nichts zu tun haben.

Vor zwei Wochen feierte die gesamte Feuilletonzunft in Berlin ein Theaterstück mit dem verquasten Titel: „Über das Konzept des Angesichts bei Gottes Sohn“ In der Schlussszene bewerfen Kinder, ein großes Christusbild mit Handgranaten-Attrappen, das daraufhin verbrennt und mit Blut und Kot besudelt wird.

Richtige Handgranaten fliegen heute in die Kirchen von Nigeria, Pakistan, Ägypten, Irak, Syrien und Indonesien. Richtiges Blut, Menschenblut, bedeckte den Boden der St. Markuskirche in Alexandria und anderswo!!!     

Wundern wir uns noch, warum die Not orientalischer Christen, kaum die Intellektuellenherzen berührt? Wenn es rauschenden Beifall für ein vernichtetes, kot besudeltes Christusbild gibt, wie kann es dann gleichzeitig echte Empörung geben, wenn man Christen in Ägypten oder Nigeria buchstäblich von der Straße kratzen muss?   

Kann man einen iranischen Priester vom Galgen retten, wenn ihn gleichzeitig eine islamophile Elite klammheimlich hängen sehen will? Bekommt dieser Mann wirklich echte Anteilnahme und Aufmerksamkeit, wenn bei einer Mahnwache vor dem iranischen Konsulat gerade mal drei Leute – die Veranstalter – erscheinen? Ist das nicht ein fatales Signal an die Machthaber in Teheran? Wird es nicht Zeit unsere Arbeit kritisch zu betrachten und auf jeden Fall besser abzustimmen.

Epilog:

Wir haben nur unsere Stimme. Aber die reicht nicht aus, wenn wir nur wenige sind. Besonders die hier lebenden Exilchristen Aramäer, Kopten, Iranische  Christen, Chaldäer, Ätiopier, Armenier aber auch andere religiöse unterdrückte Gruppen der Region wie etwa Aleviten   sind gefordert stärker zusammenzurücken. Streit und Zwietracht schadet allen, aber genau so schlimm ist es wenn vom Verfassungsschutz lancierte Rechte sich als narzistische Trittbrettfahrer profilieren wollen und damit unsere wichtige Arbeit kaputt machen. Falsche Freunde sind manchmal schlimmer, als gar keine.

Deswegen müssen wir ein breites Forum schaffen in dem viele Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, Kirchen und Partei übergreifend gegen die zunehmende Vernichtung des orientalischen Christentums ihre Stimme erheben. Gleichzeitig muss eine  Verdrängung des Themas und Zerstörung humanitärer Werte gestoppt werden.  Es geht dabei weniger um die Frage, ob die Opfer Christen sind, sondern vor allem darum, dass auch die Wiege unserer eigenen Abendländischen Kultur – zu der sogar der Atheismus gehört –  von einer neuen Art Despotismus und Barbarei vernichtet wird.

Wenn dieses Vernichtungsrat einer Monokultur auch in absehbarer Zeit nicht gebremst  werden kann, so sollten wir wenigstens versuchen, die 5. Kolonnen hierzulande herauszufordern, ihre Lügen entlarven und ihnen einen Spiegel vorhalten. Mehr können wir nicht tun. Ein bisschen mehr wie die Geschwister Scholl. Dafür sind solche Mahnwachen wie diese eine gute Sache; und deshalb nochmals meinen herzlichen Dank an Pfarrer Friedrich Gerber, der die Veranstaltung an der Weltwiege der Öffentlichkeitsarbeit für uns organisiert hat.

Autoren: Lukas Saliba/ Klaus Lelek

Wichtiger aktueller Artikel über die Verfolgung der Kopten: http://www.idea.de/index.php?id=1507&tx_ttnews[tt_news]=103621&cHash=01a493c04a7794f1f8d115a65f7871c1

Aramäer: http://www.katholisches.info/2012/03/22/christen-unter-beschus-was-die-medien-nicht-uber-syrien-berichten/

Ein Kommentar zu “Rede anlässlich der Mahnwache am 24. 3. 2012 in Mainz – Warum schweigt ihr (immer noch)?

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 25. März 2012 von in Arbeitskreis JAU, Junge Aramäische Union, Völkermord - Christenverfolgung.

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